Mittwoch, 17. Dezember 2014

Der Winter

Ausschnitt aud: Winter von Wenceslaus Hollar, 1643
(Quelle)
Das hat schon fast Tradition, dass wir uns im Dezember mit einem "weihnachtlichen" Thema befassen. Allerdings wird es immer schwieriger noch etwas Neues zu finden. Diesmal half mir der Hinweis auf einen Film über das Kunsthistorische Museum in Wien (3Sat).
I
Dort hängt "das erste bekannte Großgemälde mit Schnee" und damit war das Thema klar. (Dass es das erste Gemälde mit Schnee ist behauptet Wikipedia, aber ich erinnere hier an den Adlerturm in Trient, wo die Damen und Herren eine Schneeballschlacht machen).

Es handelt sich um
Pieter Brueghel d. Ä., Die Jäger im Schnee, 1565

Erinnert sei in diesem Zusammenhang, dass von ca. 1500 bis in das 19. Jahrhundert hinein die sogenannte "kleine Eiszeit" herrschte. Vielleicht ist so besser zu verstehen, dass mit der Landschaftsmalerei der frühen Neuzeit auch die Winterbilder beliebt wurden.


Das Bild von Brueghel sollte man sich in der größten Auflösung ansehen und langsam von links nach rechts gehen: Wer und was dort alles zu sehen ist! Was trägt der Mann ganz links in der Ecke? - (einen runden Tisch). Woher weht der Wind so stark und warum machen die ein Feuer direkt vor der Tür des Wirtshauses (ziemlich abgerissen das Schild darüber!)? Was für eine Landschaft ist das? So spitze Berge gibts doch in den Alpen nicht oder? Und dazu diese niedrigen Häuser, die aussehen, als ob sie mit Reet gedeckt sind, wie passt das zusammen? Hinten auf dem zweiten Teich, hält da jemand seinen Regenschirm in den Wind? Und vorn rechts, das ist doch eine Wassermühle, die ganz mit Eiszapfen überfroren ist.

Die niederländischen Landschaftsmaler müssen den Winter übrigens sehr geliebt haben, denn es gibt sehr viele Winterbilder aus dieser Zeit. Wir haben nur zwei weitere angeschaut und uns an den kleinteiligen Darstellungen des bunten Lebens auf dem Eis erfreut:
Hendrick Avercamp, Winterlandschaft mit Schlittschuläufern, ca. 1608 
und 
Jan Havicksz Steen, Winter, ca. 1650 (Dazu gibt es einen Erklärfilm auf Englisch - General Carl Gustav Wrangel hat dieses Bild für sein Schloss in Schweden in den Niederlanden ankaufen lassen)
Wer noch mehr Winterbilder anschauen will, kann im Google-Art-Projekt einfach einmal das Wort "Winter" eingeben und nach Herzenslust weitersurfen.

Wir sind zur Personifikation des Winters übergegangen. Da gab es im 15. und 16. Jahrhundert eine gewisse Gleichberechtigung, jedenfalls in der Grafik. So erscheint der Winter in diesem Bild mit englischer Unterschrift von 
Wenceslaus Hollar, Winter (1643) 
als dicht vermummte Dame in hochmodischer Kleidung, wobei allerdings auffällt, dass sie ziemlich kalte Füße haben muss, (Sie erinnerte mit ihrer Gesichtsvermummung an einen mir unbekannten Brauch, dass Frauen sich am Neujahrstag ähnlich unkenntlich machten um in Kneipen zu gehen und den Männern einmal richtig etwas zu "erzählen").

Vertrauter ist uns der Winter als alter Mann (ja es geht dabei auch um den Kreislauf des Jahres vom Frühling als der Zeit der Jugend und des Aufwachsens; zum Sommer, der Zeit der Fülle und des Reifens; dem Herbst, der Zeit der Ernte und des Älterwerdens und dem Winter, in dem die Natur abstirbt und der mit dem Alter und dem Tod verbunden wird).
Jacob Matham, Franco Estius, Claes Jansz. Visscher (II), Winter (Hyems), 1589
Hier kommt die kalte Jahreszeit als alter Mann eingehüllt in eine Kapuzenmantel, der mit Fell verbrämt ist, einher. Er wärmt seine Hände an einem kleinen Feuertopf, aus dem Rauch aufsteigt. Im Hintergrund auch hier das Eislaufen als Winterfreude, wie es in den Landschaftsbildern zu sehen ist. Auf der rechten Seite hackt ein Mann im Wald Holz und ein anderer schleppt einen Stapel Brennholz zur Stadt. Ganz oben finden sich die entsprechenden Tierkreiszeichen der kalten Jahreszeit:  Fische, Wassermann und Steinbock. Damit weist dieses Bild auch auf die weit verbreiteten Monatsbilder hin. 

Dieser Winter als alter Mann hat sich bis in das 19. Jahrhundert gehalten und läuft heute als Weihnachtsmann bzw. Nikolaus im roten Kapuzenmantel herum. Auf dem Münchener Bilderbogen gezeichnet von Moritz von Schwindt, 1848 kann man unter den Bildern gleich mitlesen, wie ungastlich die Menschen mit diesem alten Herrn umgehen! Mehr zu den Bilderbogen erfährt man hier.

Und damit wünsche ich allen Kunstsurferinnen und Kunstsurfern ein frohes Weihnachtsfest!