Sonntag, 10. Dezember 2017

Eisvergnügen

Der Fall Lidwinas auf dem Eis, 1498 
aus: Johannes Brugman, Vita Lijdwine (Schiedam 1498)
 (Quelle PD-old)
In diesem Blog habe ich ja schon einige Male (hier, hier, hier und hier) Winterliches und Weihnachtliches angesprochen. Auch diesmal gab es zum letzten Kunstsurfen des Jahres 2017 wieder ein jahreszeitlich passendes Thema: Bilder von winterlichen Vergnügungen auf dem Eis und zwar vorwiegend vom Eislaufen. Einen sehr schönen kurzen geschichtlichen Abriss dazu bietet der Artikel "Auf blitzenden Kufen" in der ZEIT von 1965. Aber natürlich kann man auch in der Wikipedia ein etwas über die Entwicklung erfahren.

Wir haben uns erst einmal einen "Knochen-Schlittschuh" angesehen, um in das Thema einzusteigen. Und jetzt hat mir Karl auch ein Foto von hölzernen Schlittschuhen geschickt, die im 19. Jahrhundert immer noch so lang vorn hochgezogene Kufen hatten, wie auf den alten Bildern!
Holzschlittschuhe, Deutschland 19. Jahrhundert, ausgestellt im
Verkehrszentrum Deutsches Museum, München (Foto
Karl Hofmann 2017. Ich danke dem Fotografen und dem 
Deutschen Museum für die Erlaubnis 
das Bild zu veröffentlichen.)

Als ein frühes Bild, auf dem ein Schlittschuhläufer und ein Schlittenfahrer zu sehen sind, folgte dann:

- Flämischer Psalter, Der Februar. Linke Seite: Schlittschuhlaufen und Rodeln. Rechte Seite: Ein Priester segnet Kerzen bei einer Kerzenmesse; um 1320-1330 (Oxford, Bodleian Library, Ms. Broxb. 89.10)

Die kleine Szene mit dem Mann, der Schlittschuh läuft, und dem anderen, der auf einem Schlitten sitzt und sich mit Stöcken auf dem Eis abstößt um in Fahrt zu kommen, befindet sich am unteren Rand des Textes und man kann sie leicht übersehen! Sicher ist es kein Zufall, dass es sich dabei um eine flämische Buchmalerei handelt. In den Niederlanden war das Schlittschuhlaufen schon früh zuhause.

Aus dem Ende des 15. Jahrhundert stammt der kolorierte Holzschnitt vom Unfall der später heiliggesprochenen Lidwina aus Schiedam in Holland, der oben zu sehen ist:

- Vita des Johannes Brugman, Sturz der Hl. Lidwina von Schiedam, Ausgabe von 1498

In den Niederlanden gab es schon im 14. Jh. Wettläufe auf dem Eis, bei denen auch Frauen mitmachten. Bei so einem Lauf stürzte die spätere Heilige und brach sich eine Rippe. Die Wunde verheilte nicht ordentlich und es entstand totes Gewebe, so dass sie den größten Teil ihres Lebens liegend verbringen musste. Es wird vermutet, dass sie außerdem an multipler Sklerose litt. Auf jeden Fall war sie sehr fromm und betete viel, bekam Stigmata, also Wunden wie Christus am Kreuz, und heilte Kranke. Viel später, nämlich im Jahr 1890 wurde sie von Papst Leo XIII. heiliggesprochen.